Europa im Jahr 1952
….eine sehr bewegte Zeit, in der eine heftige Auseinandersetzung läuft. Es ist die Auseinandersetzung, der Chemischen Industrie um die Bauern als Kunden, gegen die wahrenWissenschaftler die um die Gesundheit der Bevölkerung bangen. Inmitten dieses Kampfes ist ein Arzt verflochten der sich mit der natürlichen Gesundheit, mit dem natürlichen Lebensprozessen seit vielen Jahren intensiv auseinander setzt.
Es ist Dr. Hans Peter Rusch.
Er hält in Bern einen Vortrag „Über die Humusbildung“
Er bringt eine ausführliche Beschreibung über die einzelnen Stationen und Voraussetzungen der Humusbildung und läst deutlich werden wie wichtig die natürlichen Voraussetzungen sind um einen Boden in einer hohen Fruchtbarkeit also in einer hohen Gesundheit für uns Menschen zu halten.
Er weist mehrmals darauf hin, dass es auf einem wirklich fruchtbaren Boden keinerlei Schädlinge, Krankheiten, und Unkräuter bedarf.
Das diese sogenannten Schädlinge und Krankheiten nur von der Natur gebraucht werden um minderwertige Ware zu vernichten, damit sie niemanden schadet.
Das die sogenannten Unkräuter den Boden reparieren und in eine natürliche Bodenfruchtbarkeit zurück führen.
Dann fast er mit folgenden Worten zusammen.
Stürzen wir den Boden um, so…
Man sieht, was für ein kompliziertes Gefüge der natürliche Boden ist; wir können daran ermessen, was es bedeutet, wenn wir einen natürlichen Boden in einen Kulturboden verwandeln, wenn wir ihn eggen, walzen, pflügen, und mit Maschinen befahren; wenn wir ihn seiner Oberschicht, der Bodenbedeckung, der Faulungsschicht und der Lebewesen dieser Schichten berauben.
Ohne Bodenbedeckung gibt es keine vollkommene Faulung, ohne Faulung keine vollkommene Rottung und ohne Rottung keine vollkommene Humusbildung.
Gräbt man den Boden dauernd um, so bringt man alle diese Schichten, die vielleicht andeutungsweise da waren, immer wieder durcheinander und stört damit systematisch die Humusbildung.
Wenn man noch das Wachstum der Pflanzen künstlich antreibt, indem man leichtlösliche Mineralsalze in den Boden bringt, so schaltet man sich zwischen den Kampf der Pflanze um die Nahrung und dem Kampf des Humus um seinen Bestand. Das „Tauziehen“ zwischen Pflanze und Humus — Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit beider Oranismen — hört auf und wird so sehr geschwächt, dass von einer natürlichen Wachstumstätigkeit nicht mehr gesprochen werden kann.
Pflanze und Boden werden „inaktiviert“.
So wird verständlich, dass die moderne Agrikultur den Humusorganismus der Kulturböden allmählich zerstört. Es wird in Zukunft die vornehmste Aufgabe der Landwirtschaft sein, ihre Kulturmassnahmen so auszurichten, dass der Humusorganismus dabei am Leben bleibt.
Das ist freilich leichter gesagt als getan. Denn wenn wir es fertigbringen wollen, die Vorgänge der Humusbildung auf unserem Kulturland nachzuahmen, von denen wir eben gehört haben, dann wird es uns klar, dass mit halben Massnahmen nichts getan ist.
Wir brauchen eine Landwirtschaft, die als erstes grundsätzlich auf die Massenanwendung leicht löslicher Mineralsalzeverzichten kann. Sie muss ausserdem auf die Anwendung jeglicher lebensfeindlicher Wirkstoffe, jeglicher Gifte verzichten können, denn es ist ganz unmöglich, dass die lebendigen Vorgänge, die zur Humusbildung führen, ablaufen können, wenn sie immer wieder durch lebensfeindliche Wirkstoffe gehemmt und in falsche Bahnen gelenkt werden.
Wir brauchen eine Landwirtschaft, die in ihren Kulturmassnahmen darauf verzichten kann, die Schichtung im Ackerimmer wieder zu zerstören, und wir brauchen letzen EndesKulturpflanzen, die allen diesen Bedingungen gerecht werden; Pflanzen, die es fertigbringen, Nähstoffe für Mensch und Tier anzusammeln, ohne den natürlichen Zusammenhang mit einem lebendigen Boden zu verlieren.
Ein ungeheuer grosses Arbeitsfeld tut sich vor uns auf. Wir werden es „beackern“ müssen, wenn wir dem Anspruch der Menschheit gerecht werden wollen, eine gesunde Nahrung zu liefern. Es wird wohl auch ein anderes Geschlecht von Bauern und Wissenschaftlern heranwachsen müssen, das diese Dinge ohne Hemmungen überholter Dogmen mutig, selbstlos und mit Ehrfurcht vor dem Lebendigen anpackt.
In einem anderen Teil dieses Vortrages weist Dr. Rusch darauf hin, dass der Humus die primitivste Form des Lebens ist und das ohne dieser primitiven Form, ohne dieser Grundsätzlichen Form des Lebens kein anderes Leben, kein höheres Lebewesen auf Dauer auf dieser Welt existieren kann.
Also in dem Masse in dem der Humus in unsern Kulturböden vorhanden ist, in dem Masse werden wir Menschenauch Gesund sein.