Über die Humusbildung …Grundlage des Lebens 4

 

Liebe Freunde der {Boden}-fruchtbarkeit!

Europa im Jahr 1952     ….eine sehr bewegte Zeit,  in der eine heftige Auseinandersetzung läuft.    Es ist die Auseinandersetzung, der Chemischen Industrie um die Bauern als Kunden,  gegen die wahren Wissenschaftler die um die Gesundheit der Bevölkerung bangen.  Inmitten dieses Kampfes ist ein Arzt verflochten der sich mit der natürlichen Gesundheit,  mit dem natürlichen Lebensprozessen seit vielen Jahren intensiv auseinander setzt.

Es ist Dr. Hans Peter Rusch.

Er hält in Bern einen Vortrag   „Über die Humusbildung“

Er bringt eine ausführliche Beschreibung über die einzelnen Stationen und Voraussetzungen der Humusbildung und läst deutlich werden wie wichtig die natürlichen Voraussetzungen sind um einen Boden in einer hohen Fruchtbarkeit also in einer hohen Gesundheit für uns Menschen zu halten.

Er weist mehrmals darauf hin, dass es auf einem wirklich fruchtbaren Boden keinerlei Schädlinge, Krankheiten, und Unkräuter bedarf.

Das diese sogenannten Schädlinge und Krankheiten  nur von der Natur gebraucht werden um minderwertige Ware zu vernichten, damit sie niemanden schadet.

Das die sogenannten Unkräuter den Boden reparieren und in eine natürliche Bodenfruchtbarkeit zurück führen.

Dann fast er mit folgenden Worten zusammen.

Stürzen wir den Boden um, so…

Man sieht, was für ein kompliziertes Gefüge der natürliche Boden ist;  wir können daran ermessen, was es bedeutet, wenn wir einen natürlichen Boden in einen Kulturboden verwandeln, wenn wir ihn eggen, walzen, pflügen, und mit Maschinen befahren;  wenn wir ihn seiner Oberschicht, der Bodenbedeckung, der Faulungsschicht und der Lebewesen dieser Schichten berauben.

Ohne Bodenbedeckung gibt es keine vollkommene Faulung, ohne Faulung keine vollkommene Rottung und ohne Rottung keine vollkommene Humusbildung.

Gräbt man den Boden dauernd um, so bringt man alle diese Schichten, die vielleicht andeutungsweise da waren, immer wieder durcheinander und stört damit systematisch die Humusbildung.

Wenn man noch das Wachstum der Pflanzen künstlich antreibt, indem man leichtlösliche Mineralsalze in den Boden bringt, so schaltet man sich zwischen den Kampf der Pflanze um die Nahrung und dem Kampf des Humus um seinen Bestand.  Das „Tauziehen“ zwischen Pflanze und Humus  — Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit  beider Oranismen —  hört auf und wird so sehr geschwächt, dass von einer natürlichen Wachstumstätigkeit nicht mehr gesprochen werden kann.

Pflanze und Boden werden „inaktiviert“.

So wird verständlich, dass die moderne Agrikultur den Humusorganismus der Kulturböden allmählich zerstört.  Es wird in Zukunft die vornehmste Aufgabe der Landwirtschaft sein, ihre Kulturmassnahmen so auszurichten, dass der  Humusorganismus dabei am Leben bleibt.

Das ist freilich leichter gesagt als getan.   Denn wenn wir es fertigbringen wollen, die Vorgänge der Humusbildung auf unserem Kulturland nachzuahmen, von denen wir eben gehört haben, dann wird es uns klar, dass mit halben Massnahmen nichts getan ist.

Wir brauchen eine Landwirtschaft, die als erstes grundsätzlich auf die Massenanwendung leicht löslicher Mineralsalze verzichten kann.  Sie muss ausserdem auf die Anwendung jeglicher lebensfeindlicher Wirkstoffe, jeglicherGifte verzichten können,  denn es ist ganz unmöglich, dass die lebendigen Vorgänge, die zur Humusbildung führen, ablaufen können, wenn sie immer wieder durch lebensfeindliche Wirkstoffe gehemmt und in falsche Bahnen gelenkt werden.

Wir brauchen eine Landwirtschaft, die in ihren Kulturmassnahmen darauf verzichten kann, die Schichtung im Acker immer wieder zu zerstören, und wir brauchen letzen Endes Kulturpflanzen, die allen diesen Bedingungen gerecht werden; Pflanzen, die es fertigbringen, Nähstoffe für Mensch und Tier anzusammeln, ohne den natürlichen Zusammenhang mit einem lebendigen Boden zu verlieren.

Ein ungeheuer grosses Arbeitsfeld tut sich vor uns auf.   Wir werden es  „beackern“  müssen, wenn wir dem Anspruch der Menschheit gerecht werden wollen, eine gesunde Nahrung  zu liefern.   Es wird wohl auch ein anderes Geschlecht von Bauern und Wissenschaftlern heranwachsen müssen,  das diese Dinge ohne Hemmungen überholter Dogmen mutig, selbstlos und mit Ehrfurcht vor dem Lebendigen anpackt.

In einem anderen Teil dieses Vortrages weist Dr. Rusch darauf hin,  dass der Humus die primitivste Form des Lebens ist und das ohne dieser primitiven Form, ohne dieser Grundsätzlichen Form des Lebens kein anderes Leben, kein höheres Lebewesen auf Dauer auf dieser Welt existieren kann.

Also in dem Masse in dem der Humus in unsern Kulturböden vorhanden ist, in dem Masse werden wir Menschen auch Gesund sein.

Aus dem Buch:   „Naturwissenschaft von Morgen“   von Hans Peter Rusch

Im Anhang ist ein Bild das ich bei der Kartoffelernte am 20.09.2009 aufgenommen habe.

Ich wünsche Euch  humusreiche Ackerböden.

Herzliche Grüße

Franz

Biologischer Ackerbau

Gabi und Franz Brunner

A – 3580 Horn Groß Burgstall 11

 

Mob. 0043 664 54 83 683

E-Mail: franzbrunner63@gmail.com

Web Galerie: www.picasaweb.google.com/franzbrunner63

Wir betreiben Gesundheits- Boden- Trinkwasser- Hochwasser- und KlimaSchutz durch Humusaufbau bei der Produktion von biologischen Lebensmitteln!

 

Öko-Landbau schützt vor Überschwemmung

Hochwasserschutz durch Entgegenwirken der Bodenverdichtung

Braunschweig (pte/24.08.2005) – Ökologischer Landbau kann die Folgen von Hochwasserschäden drastisch reduzieren. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde http://www.pb.fal.de und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Nach jüngsten Untersuchungen sind besonders Regionen der großen Abflussgebiete besonders betroffen. Wie extrem sich Bodenversiegelung auf Hochwasserschäden auswirkt, hat Ewald Schnug von der FAL anhand von Beispielen erklärt.

„Sieht man von den Hochwasserschäden im Hochgebirge und in Tälern einmal ab, sind es die großen Abflussgebiete der Flüsse Rhein, Elbe und Oder, in denen sich die Überschwemmungen verheerend ausgewirkt haben“, so Schnug im Interview mit pressetext. Geringe Veränderungen wie eine Versiegelung des Bodens von nur einem halben Millimeter wirken sich katastrophal aus, hat der Wissenschaftler errechnet. Damit verändert sich nämlich die so genannte Infiltration, das ist die Versickerungsleistung von Böden, rapide. Das Team von Schnug und Gerold Rahmann haben errechnet, dass Bodenverdichtung und Verschlämmung zu einer Reduzierung der Infiltration landwirtschaftlich genutzter Böden führen. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.

Die Forscher haben nun die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration auf unterschiedlichen Skalen errechnet. „Es wurde offensichtlich, dass eine pfluglose Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann“, so Schnug. Der Unterschied der Infiltrationsleitung zwischen einem konventionellen Feld und einem ökologisch bebautem ist fast doppelt so groß. „Durch günstigere Bedingungen erlaubt der Ökolandbau die Bildung von Bioporen, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern. So leben etwa auf einem ökologisch bebautem Feld etwa sieben Mal so viele Regenwürmer als in einem konventionellem“, erklärt Schnug. „Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.“

„Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden“, meint Schnug. Als Ausgleich der Versiegelung von Böden in Städten, sollte ökologischer Landbau in die Nähe der Städte und damit der Märkte rücken. Eine Bewertung des Ökolandbaues nicht über die Produkte, sondern über den Bodenerhalt wäre nach Ansicht des Experten begrüßenswert. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben. (Ende)

Öko-Landbau schützt vor Überschwemmung

Hochwasserschutz durch Entgegenwirken der Bodenverdichtung

Braunschweig (pte/24.08.2005) – Ökologischer Landbau kann die Folgen von Hochwasserschäden drastisch reduzieren. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde http://www.pb.fal.de und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Nach jüngsten Untersuchungen sind besonders Regionen der großen Abflussgebiete besonders betroffen. Wie extrem sich Bodenversiegelung auf Hochwasserschäden auswirkt, hat Ewald Schnug von der FAL anhand von Beispielen erklärt.

„Sieht man von den Hochwasserschäden im Hochgebirge und in Tälern einmal ab, sind es die großen Abflussgebiete der Flüsse Rhein, Elbe und Oder, in denen sich die Überschwemmungen verheerend ausgewirkt haben“, so Schnug im Interview mit pressetext. Geringe Veränderungen wie eine Versiegelung des Bodens von nur einem halben Millimeter wirken sich katastrophal aus, hat der Wissenschaftler errechnet. Damit verändert sich nämlich die so genannte Infiltration, das ist die Versickerungsleistung von Böden, rapide. Das Team von Schnug und Gerold Rahmann haben errechnet, dass Bodenverdichtung und Verschlämmung zu einer Reduzierung der Infiltration landwirtschaftlich genutzter Böden führen. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.

Die Forscher haben nun die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration auf unterschiedlichen Skalen errechnet. „Es wurde offensichtlich, dass eine pfluglose Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann“, so Schnug. Der Unterschied der Infiltrationsleitung zwischen einem konventionellen Feld und einem ökologisch bebautem ist fast doppelt so groß. „Durch günstigere Bedingungen erlaubt der Ökolandbau die Bildung von Bioporen, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern. So leben etwa auf einem ökologisch bebautem Feld etwa sieben Mal so viele Regenwürmer als in einem konventionellem“, erklärt Schnug. „Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.“

„Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden“, meint Schnug. Als Ausgleich der Versiegelung von Böden in Städten, sollte ökologischer Landbau in die Nähe der Städte und damit der Märkte rücken. Eine Bewertung des Ökolandbaues nicht über die Produkte, sondern über den Bodenerhalt wäre nach Ansicht des Experten begrüßenswert. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben. (Ende)

Humus, die vergessene Chance für das Weltklima?

Termin/Veranstaltungsort: Vorarlberg/Bildungszentrum Hohenems: 2. März 2011 (A7014T)
Burgenland/Biobetrieb: 8. März 2011 (A0711B)
Steiermark/lfs Altkrottenhof: 23. März 2011 (A0311S)
Wien/Hochschule: 20. April 2011 (A0211W)

Inhalt: Die Suche nach Ursachen für den Klimawandel hat die Forscher auf neue Spuren geführt. Die vergessene Chance für das Weltklima liegt wenige Dezimeter unter uns, zwischen der Qualität der Böden und dem Klima gibt es einen engen und untrennbaren Zusammenhang, der bisher viel zu wenig beachtet wurde. Natürlich humusreicher Boden ist einer der wichtigsten natürlichen CO2-Speicher. Die Natur hat im Laufe der Erdgeschichte überschüssiges CO2 immer einfach in Biomasse umgesetzt. Heute funktioniert das so nicht mehr. Kohlenstoff ist nicht nur in der Atmosphäre vorhanden, große Mengen sind auch in der Vegetation, den Ozeanen und im Boden gebunden. Durch eine mögliche dauerhafte Steigerung der Humusgehalte in unseren Böden werden enorme Mengen an CO2 langfristig im Boden gespeichert. Wo sind die Möglichkeiten, die Chancen als Lösung und Grenzen und erfolgreiche Ergebnisse des Humusaufbaus aus der Praxis?

 

Klimawandel, globaler Kontext – Univ. Prof. Dr. Helga Kromp Kolb, Institut für Meteorologie from Elfriede Berger on Vimeo.

Landwirtschaft im Klimawandel – Univ. Prof. DI Josef Eitzinger, Institut für Meteorologie from Elfriede Berger on Vimeo.

30 Jahre aktiver Humusaufbau, Teil I – Friedrich Wenz, Pionier der pfluglosen Bearbeitung from Elfriede Berger on Vimeo.

30 Jahre aktiver Humusaufbau, Teil II – Friedrich Wenz, Pionier der pfluglosen Bodenbearbeitung from Elfriede Berger on Vimeo.

Humusaufbau in der Ökoregion Kaindorf, Herstellung von Biokohle – Gerald Dunst, Ökoregion Kaindorf from Elfriede Berger on Vimeo.

Pfluglose reduzierte Bodenbearbeitung aus Sicht eines Praktikers – Franz Brunner, Biolandwirt I from Elfriede Berger on Vimeo.

Bodenerosion war am Niedergang zahlreicher Kulturen beteiligt

Hallo

http://www.naturland.de/fileadmin/MDB/documents/Presse/PI_2010/Prof.Dr.Montgomery_Buchvorstellung_geschuetzt.pdf gibt es interessante Details zum nachlesen.

 

Bodenerosion war am Niedergang zahlreicher Kulturen beteiligt- dies gilt für das neolithische Europa, für das klassische Griechenland und das alte Rom, ebenso wie für die Südstaaten der USA und für weite Teile Mittelamerikas

 

PLATO 427 – 347 v.Chr.

 

Der lockere Boden schwemmt vollständig fort und ließ vom Land nur hageres Gerüst zurück. In dem damals noch unversehrten Land waren die Hügel noch bedeckt von Boden, die nun felsige Ebene…..

 

>>>>eine Nation, die ihre Boden zerstört, zerstört sich selbst Franklin D. Roosevelt, Febr.. 27, 1936

 

Ein Netto -Bodenverlust von 1 mm/ Jahr, wie er für konventionelle Agrarbetriebe typisch ist, führt in 500 bis 1.500 Jahren zum vollständigen Abtrag von durchschnittlicher Mächtigkeit (ca. 50 bis 100 cm).

Dies deckt sich erstaunlich genau mit der durchschnittlichen Lebensdauer vergangener Kulturen,….

Die Welt ernähren

Die Erträge aus Direktsaat und biologischer Landwirtschaft können diejenigen aus Konventionellem Landbau ersetzen

Die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit der Böden kann der Schlüssel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in der POSTFOSSILEN ÄRA sein

Eine „Grüne Revolution“

Seit Anbeginn der Geschichte hat die Menschheit die Degradierung der Böden voran getrieben. In diesem Jahrhundert sind wir an einen Wendepunkt ; Wir bestimmen heute wie es die nächsten tausend Jahre weitergehen wird.

Die gestellte Aufgabe ist einfach. Wenn wir höheres Leben aufrecht erhalten wollen, müssen wir in seine Grundlage investieren – in das Leben im Boden und das Leben, das er ermöglicht.

Vandana Shiva,“Die Welt ist in einem katastrophalen Zustand“

„Die Welt ist in einem katastrophalen Zustand“
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, indische Umweltschützerin und Feministin, über die destruktive Kraft des globalisierten Welthandels, den Zynismus der Großkonzerne, die systematische Vernichtung von Nahrungsressourcen und die Vorteile einer organischen Landwirtschaft.

profil: Die Wirtschaftskrise und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko haben zuletzt andere große Themen wie den Klimawandel in den Hintergrund gedrängt. In welchem Zustand ist unsere Welt?
Shiva: Die Erde sowie die sozioökonomischen Strukturen, die wir geschaffen haben, sind in einem katastrophalen Zustand. Aber jene, die aus diesen nicht funktionierenden Strukturen enormen privaten Profit ziehen, wollen mit ihren Geschäften wie eh und je fortfahren. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass wir etwas ändern müssen.

profil: Was müsste sich ändern?
Shiva: Wir benötigen einen Paradigmenwechsel im Denken, einen Wandel im Wirtschaftssystem, besonders in der Art, wie wir produzieren und konsumieren, sowie einen politischen Wandel bei der Entscheidungsfindung. Die vom System Privilegierten haben aber kein Interesse an Änderungen. Deshalb müssen sich jene, die die Kosten und Risiken tragen, erheben, um neue Paradigmen zu schaffen.

profil: Sie wurden für Ihr Engagement für Frauen, Entwicklungspolitik und Umwelt vielfach ausgezeichnet. Eigentlich hätten Sie nach Ihrem Doktorstudium in Kanada eine wissenschaftliche Karriere als Quantenphysikerin einschlagen sollen. Warum sind Sie stattdessen auf die Farm Ihrer Eltern am Fuße des Himalaya zurückgekehrt?
Shiva: Physik habe ich studiert, weil mich die Materie sehr interessiert. Ich bin nach Indien zurückgekommen, weil ich von der schönen Landschaft meiner Heimat geprägt wurde. Man kann sein Hirn auf drei Arten nützen. Die Beherrscher nützen es, um zu zerstören, deshalb befinden wir uns nun in einer so heftigen Krise. Der zweite Weg ist, Intelligenz für sich selbst zu nutzen. Und der dritte Weg ist, Intelligenz für die Gesellschaft und den Schutz der Umwelt zu nutzen. Ich habe damals gesehen, wie die Flüsse und Wälder in meiner Heimat vor meinen Augen verschwanden.

profil: Weil große Konzerne das Holz wollten?
Shiva: Die Abholzung von Wäldern durch Unternehmen war eine der wichtigsten Einnahmequellen für den indischen Staat. Die Frauen meiner Region wehrten sich in den siebziger Jahren in der so genannten Chipko-Bewegung gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Ich war damals eine freiwillige Helferin. Wir erreichten damit einen Paradigmenwechsel: Der wichtigste Wert eines Waldes ist nicht sein Holz, sondern dass er Erde und Wasser hält und für saubere Luft sorgt. Heute folgt unsere nationale Politik dem, was wir Frauen damals forderten, und nicht den Wünschen der Holzfäller.

profil: Die Chipko-Bewegung war der Auslöser für Ihr Umweltengagement?
Shiva: Sie war meine Universität für Ökologie.

profil: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft und die Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln?
Shiva: Zu diesem Thema hört man sehr wenig. In meinem Buch „Soil Not Oil“ habe ich versucht, die Zusammenhänge zu zeigen. Klar ist, dass es bei einer Dürre, einem Wirbelsturm oder einer Flut keine Ernte gibt. Ein stabiles Klima ist sehr wichtig für die Landwirtschaft und die Nahrungssicherheit. Es gibt aber noch einen Zusammenhang, nämlich die Tatsache, dass das aktuelle Modell einer industrialisierten, globalisierten Landwirtschaft auch stark zur Klimaerwärmung beiträgt.

profil: Wie geschieht dies?
Shiva: Faktoren sind dabei die fossilen Treibstoffe in der Landwirtschaft und der starke Bedarf an Erdölprodukten in der Düngemittelproduktion. Aber auch die Emissionen des zweitwichtigsten vom Menschen verursachten Treibhausgases Distickstoffoxid durch mineralische Dünger – ein Gas, das 300-mal schädlicher als CO2 ist – sowie der beträchtliche Verbrauch fossiler Treibstoffe auf den langen Transportwegen, die wir „Food Miles“ nennen, zählen dazu. Riesige Mengen an agrarischen Produkten werden unnötigerweise um die Welt geschickt. Es ist in Ordnung, Produkte zu importieren, die im eigenen Land nicht wachsen. Aber es ist Wahnsinn, das an Weizen reiche Land Indien zu zwingen, Weizen zu importieren und so seine Bauern zu zerstören.

profil: Schuld an der ökologischen und sozialen Misere ist der Welthandel?
Shiva: Ein meiner Ansicht nach absolut verrücktes Beispiel ist die Zerstörung der lokalen Produktion von Pflanzenölen in Indien. Diese erfolgte 1998 vorsätzlich durch die Soja-Lobby. Indien war zuvor eines der in seiner Vielfalt an Ölpflanzen reichsten Länder. Dann wurden wir gezwungen, Sojaöl zu importieren. Die Leute wollten es nicht, aber die Preise für lokale Ölprodukte kletterten nach oben, und Sojaöl wurde mit 190 Dollar pro Tonne subventioniert. Noch dazu wird zur Produktion der Regenwald im Amazonas vernichtet. Diese Landnahmen tragen allein 18 Prozent zum Klimawandel bei. Wenn man alle Faktoren berücksichtigt, ist die industrialisierte, globalisierte Landwirtschaft für 40 Prozent des Klimawandels verantwortlich.

profil: Und Ihrer Meinung nach auch für den Welthunger?
Shiva: Es ist absolut klar, dass dieses industrialisierte, globalisierte System die Wurzel für den Welthunger ist. Eine Milliarde Menschen ist hungrig auf unserem Planten, wovon die Hälfte selbst Lebensmittel herstellt. Wie kommt es nun, dass sie nicht ihre eigenen Lebensmittel essen? Sie produzieren sie mit kostspieligen Methoden und externen Mitteln, sodass sie alles verkaufen müssen, um die dafür erforderlichen Kredite zurückzahlen zu können. Sie bauen Reis an, den sie selbst nicht essen. Der zweite Punkt sind die Monokulturen und das genetisch veränderte Saatgut.

profil: Durch die grüne Revolution sollte doch gerade dieses Problem gelöst werden?
Shiva: Die großen Monokulturen führen in Wirklichkeit zu einer Verarmung der Ernährung. Statt der 8500 Kulturpflanzen, die wir als Menschen gewohnt waren zu essen, leben wir jetzt mit acht Standardsorten. Je stärker man aber die Biodiversität in der Region verringert, um so geringer ist der Nährwert der Nahrung. Ohne die einst üblichen Grünpflanzen auf den Äckern der Bauern leiden Frauen am Land an Anämie und Kinder an Vitamin-C-Mangel. Ohne Hülsenfrüchte mangelt es an Proteinen. Und ohne Ölfrüchte in der Ernährung ist man nicht fähig, die Nahrung richtig aufzunehmen. Wenn der globale Nahrungsmittelhandel von nur fünf großen Agrokonzernen kontrolliert wird, welche die Regeln der World Trade Organization bestimmen und noch dazu 400 Milliarden Dollar Fördermittel von den reichen Staaten kassieren, können sie auch alles, was teuer produziert wurde, billig am Weltmarkt verkaufen. Mit diesen Dumpingpreisen rauben sie in Entwicklungsländern den lokalen Kommunen ihre Lebensgrundlage. Dieses komplexe System produziert Hunger und verstärkt gleichzeitig den Klimawandel.

profil: Indien gilt als eine der am schnellsten wachsenden Ökonomien der Welt. Trotzdem lebt rund ein Drittel der Bevölkerung in Armut, und viele fliehen vom Land in die Städte. Warum ist in Indien kein Leben am Land möglich?
Shiva: Indien ist eines der anschaulichsten Beispiele für Widersprüche unserer Zeit. Es wird immer behauptet, Indien hätte von der Globalisierung profitiert. Aber nur eine Handvoll unmoralischer, gieriger und korrupter Individuen hat profitiert, die mit illegalen Mitteln der Bevölkerung das Land und ihre Lebensgrundlage rauben. In dem alten System von Indien, in dem die Wirtschaft staatlich kontrolliert war, waren die heute dominierenden Unternehmerfamilien zwar wohlhabend, nun aber kontrollieren sie ein Drittel des gesamten indischen Reichtums. Sie haben dies erreicht, indem sie sich Land genommen und den öffentlichen Sektor privatisiert haben. Die meisten Inder, die das Land verlassen, machen es nicht, weil die Städte so einladend sind. Das Geheimnis des indischen Glanzes ist der Krieg gegen das indische Volk und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen.

profil: Es ziehen aber nicht alle weg?
Shiva: Auch jene, die nicht vertrieben worden sind und als Bauern arbeiten, haben Probleme, sich selbst zu ernähren. Dies geschieht, wenn der Welthandel zulässt, dass der Saatguthersteller Monsanto ein Monopol auf Saatgut und der Mischkonzern Cargill eines im Baumwollhandel hat. Monsanto verkauft in Indien genetisch modifizierte Baumwollsaat. Dadurch ist der Preis von sieben Rupien auf 1700 Rupien pro Kilo gestiegen. Aber diese Saat verhindert nicht die Schädlinge, für die sie eigentlich benötigt wird. Es kam neues Ungeziefer, und der Einsatz von Pestiziden musste auf das 13-Fache erhöht werden. Die Kombination von teurem Saatgut und Herbiziden hat die Bauern in große Schulden getrieben. Wenn die Unternehmen dann kommen, um das Land zu beschlagnahmen, begehen viele Bauern Selbstmord. In Indien haben schon 200.000 Bauern wegen der Ausweglosigkeit Selbstmord begangen.

profil: Sie haben in den achtziger Jahren die Organisation „Navdanya“ gegründet, um Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern. Wie kam es dazu?
Shiva: Es ging zuerst nur um den Schutz des heimischen Saatguts. 1987 habe ich auf einer Konferenz gehört, dass Ende des Jahrhunderts fünf Unternehmen die Landwirtschaft kontrollieren werden. Die Werkzeuge dazu sollten die Gentechnologie und die Patentierung sein, um so die Profite zu schützen. Gegen diese Diktatur über das Leben wollte ich etwas unternehmen. Deswegen wollte ich Saatgut, das nicht patentiert, genetisch modifiziert und im Eigentum der Unternehmen ist, schützen. Und wir kämpfen gegen Biopiraterie. Es wird verstärkt das Wissen anderer Kulturen patentiert. Ich habe nun schon eine Liste mit 5000 Biopiraterie-Patenten. Jene, die stehlen, behaupten, Erfinder zu sein. Einige Prozesse haben wir aber schon gewonnen.

profil: Sie haben auch in Österreich die Anti-Gentechnologie-Bewegung unterstützt.
Shiva: Ich war vor langer Zeit hier, um die Kampagne gegen Gentechnologie zu lancieren. Kürzlich bin ich wieder hier gewesen, da es eine sehr starke Bewegung in Westösterreich und Süddeutschland gibt, die sich „Zivil Courage“ nennt. Wie unsere Bewegung in Indien konnten die Bauern in Bayern die Politik ändern. Ich habe auch mit den Landesregierungen in Österreich kooperiert.

profil: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Shiva: Ich fahre fort mit meiner Arbeit zu Saatgut, und ich fahre fort, Konzerne wie Monsanto herauszufordern und die organische Landwirtschaft zu bewerben. Ich hoffe, dass in den nächsten fünf Jahren die organische Landwirtschaft die Option für kleine Bauern wird. Was mich sehr besorgt, sind die Landkriege. Ich verwende viel Zeit, um Stämme und Bauern zu unterstützen, um sie gegen den Landraub zu unterstützen. Die alte Idee der „Mutter Erde“ wäre für den nötigen Paradigmenwechsel sehr wichtig. Wir müssen erkennen, dass es nicht nur um Ressourcen geht, dass genug eben genug ist und wir mit weniger leben müssen.

profil: Kann man mit organischer Landwirtschaft die Welt ernähren?
Shiva: Das ist in Wahrheit der einzige Weg, um die Welt zu ernähren. Alle unsere Arbeiten haben gezeigt, dass kleine Farmen mehr als große produzieren, dass biodiverse Farmen mehr als Monokulturen produzieren, dass organische Landwirtschaft mehr als industrielle Landwirtschaft produziert, wenn man die Beurteilung ehrlich macht.

Interview: Alfred Bankhamer

Vandana Shiva, 58, wurde in Indien geboren, studierte in Kanada Quantenphysik und entschied sich danach, sich für die Umwelt, Bürgerrechte und Frauen einzusetzen. Für ihr Engagement erhielt sie 1993 den Alternativen Nobelpreis. 2002 wurde Shiva vom „Time Magazine“ für ihren Kampf gegen die Privatisierung des Saatguts zu den fünf „Heroes for the Green Century“ gewählt. Im Vorjahr bekam sie in Österreich den „Save the World Award“ und heuer den „Sydney Peace Prize“. Sie hat zahlreiche Bücher verfasst und die Organisation „Navdanya“ gegründet, um die Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern sowie Forschungsarbeiten durchzuführen.

http://www.profil.at/articles/1038/560/278259/die-welt-zustand