Hochwasserschutz durch Entgegenwirken der Bodenverdichtung
Braunschweig (pte/24.08.2005) – Ökologischer Landbau kann die Folgen von Hochwasserschäden drastisch reduzieren. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde http://www.pb.fal.de und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Nach jüngsten Untersuchungen sind besonders Regionen der großen Abflussgebiete besonders betroffen. Wie extrem sich Bodenversiegelung auf Hochwasserschäden auswirkt, hat Ewald Schnug von der FAL anhand von Beispielen erklärt.
„Sieht man von den Hochwasserschäden im Hochgebirge und in Tälern einmal ab, sind es die großen Abflussgebiete der Flüsse Rhein, Elbe und Oder, in denen sich die Überschwemmungen verheerend ausgewirkt haben“, so Schnug im Interview mit pressetext. Geringe Veränderungen wie eine Versiegelung des Bodens von nur einem halben Millimeter wirken sich katastrophal aus, hat der Wissenschaftler errechnet. Damit verändert sich nämlich die so genannte Infiltration, das ist die Versickerungsleistung von Böden, rapide. Das Team von Schnug und Gerold Rahmann haben errechnet, dass Bodenverdichtung und Verschlämmung zu einer Reduzierung der Infiltration landwirtschaftlich genutzter Böden führen. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.
Die Forscher haben nun die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration auf unterschiedlichen Skalen errechnet. „Es wurde offensichtlich, dass eine pfluglose Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann“, so Schnug. Der Unterschied der Infiltrationsleitung zwischen einem konventionellen Feld und einem ökologisch bebautem ist fast doppelt so groß. „Durch günstigere Bedingungen erlaubt der Ökolandbau die Bildung von Bioporen, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern. So leben etwa auf einem ökologisch bebautem Feld etwa sieben Mal so viele Regenwürmer als in einem konventionellem“, erklärt Schnug. „Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.“
„Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden“, meint Schnug. Als Ausgleich der Versiegelung von Böden in Städten, sollte ökologischer Landbau in die Nähe der Städte und damit der Märkte rücken. Eine Bewertung des Ökolandbaues nicht über die Produkte, sondern über den Bodenerhalt wäre nach Ansicht des Experten begrüßenswert. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben. (Ende)
Hochwasserschutz durch Entgegenwirken der Bodenverdichtung
Braunschweig (pte/24.08.2005) – Ökologischer Landbau kann die Folgen von Hochwasserschäden drastisch reduzieren. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Pflanzenernährung und Bodenkunde http://www.pb.fal.de und des Institutes für Ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Nach jüngsten Untersuchungen sind besonders Regionen der großen Abflussgebiete besonders betroffen. Wie extrem sich Bodenversiegelung auf Hochwasserschäden auswirkt, hat Ewald Schnug von der FAL anhand von Beispielen erklärt.
„Sieht man von den Hochwasserschäden im Hochgebirge und in Tälern einmal ab, sind es die großen Abflussgebiete der Flüsse Rhein, Elbe und Oder, in denen sich die Überschwemmungen verheerend ausgewirkt haben“, so Schnug im Interview mit pressetext. Geringe Veränderungen wie eine Versiegelung des Bodens von nur einem halben Millimeter wirken sich katastrophal aus, hat der Wissenschaftler errechnet. Damit verändert sich nämlich die so genannte Infiltration, das ist die Versickerungsleistung von Böden, rapide. Das Team von Schnug und Gerold Rahmann haben errechnet, dass Bodenverdichtung und Verschlämmung zu einer Reduzierung der Infiltration landwirtschaftlich genutzter Böden führen. Auslösende Faktoren für diese „schleichende Versiegelung“ sind abnehmende Humusgehalte, abnehmende biologische Aktivität und zunehmende Verdichtungen durch zu hohe mechanische Bodenbelastung. Hohe Infiltrationsleistungen eines intakten Bodengefüges dagegen können die Intensität von Hochwasserereignissen vermindern.
Die Forscher haben nun die Zusammenhänge zwischen physikalischen, chemischen und biologischen Bodenparametern und der Infiltration auf unterschiedlichen Skalen errechnet. „Es wurde offensichtlich, dass eine pfluglose Bodenbearbeitung in konventionellen Betrieben deutlich zur Erhöhung der Infiltration beitragen kann“, so Schnug. Der Unterschied der Infiltrationsleitung zwischen einem konventionellen Feld und einem ökologisch bebautem ist fast doppelt so groß. „Durch günstigere Bedingungen erlaubt der Ökolandbau die Bildung von Bioporen, geschaffen durch die Aktivität von Bodenlebewesen, insbesondere von Regenwürmern. So leben etwa auf einem ökologisch bebautem Feld etwa sieben Mal so viele Regenwürmer als in einem konventionellem“, erklärt Schnug. „Durch den Anbau von mehrjährigem Ackerfutter und Zwischenfrüchten, sowie optimaler Zufuhr organischer Dünger ist der Humusgehalt in ökologisch bewirtschafteten Böden in der Regel höher als in konventionell bewirtschafteten Böden.“
„Vor dem Hintergrund der verheerenden Hochwasserereignisse, kann die Erhaltung einer standorttypischen hohen Infiltrationsrate durchaus als eine der wichtigsten, nicht durch Produktpreise entlohnte Leistung der Landwirtschaft angesehen werden“, meint Schnug. Als Ausgleich der Versiegelung von Böden in Städten, sollte ökologischer Landbau in die Nähe der Städte und damit der Märkte rücken. Eine Bewertung des Ökolandbaues nicht über die Produkte, sondern über den Bodenerhalt wäre nach Ansicht des Experten begrüßenswert. Die Förderung des ökologischen Landbaus ist daher auch als eine wirksame ökologische Ausgleichsmaßnahme für anthropogene Versiegelungen anzustreben. (Ende)
Hallo
http://www.naturland.de/fileadmin/MDB/documents/Presse/PI_2010/Prof.Dr.Montgomery_Buchvorstellung_geschuetzt.pdf gibt es interessante Details zum nachlesen.
Bodenerosion war am Niedergang zahlreicher Kulturen beteiligt- dies gilt für das neolithische Europa, für das klassische Griechenland und das alte Rom, ebenso wie für die Südstaaten der USA und für weite Teile Mittelamerikas
PLATO 427 – 347 v.Chr.
Der lockere Boden schwemmt vollständig fort und ließ vom Land nur hageres Gerüst zurück. In dem damals noch unversehrten Land waren die Hügel noch bedeckt von Boden, die nun felsige Ebene…..
>>>>eine Nation, die ihre Boden zerstört, zerstört sich selbst Franklin D. Roosevelt, Febr.. 27, 1936
Ein Netto -Bodenverlust von 1 mm/ Jahr, wie er für konventionelle Agrarbetriebe typisch ist, führt in 500 bis 1.500 Jahren zum vollständigen Abtrag von durchschnittlicher Mächtigkeit (ca. 50 bis 100 cm).
Dies deckt sich erstaunlich genau mit der durchschnittlichen Lebensdauer vergangener Kulturen,….
Die Welt ernähren
Die Erträge aus Direktsaat und biologischer Landwirtschaft können diejenigen aus Konventionellem Landbau ersetzen
Die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit der Böden kann der Schlüssel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in der POSTFOSSILEN ÄRA sein
Eine „Grüne Revolution“
Seit Anbeginn der Geschichte hat die Menschheit die Degradierung der Böden voran getrieben. In diesem Jahrhundert sind wir an einen Wendepunkt ; Wir bestimmen heute wie es die nächsten tausend Jahre weitergehen wird.
Die gestellte Aufgabe ist einfach. Wenn wir höheres Leben aufrecht erhalten wollen, müssen wir in seine Grundlage investieren – in das Leben im Boden und das Leben, das er ermöglicht.
„Die Welt ist in einem katastrophalen Zustand“
Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, indische Umweltschützerin und Feministin, über die destruktive Kraft des globalisierten Welthandels, den Zynismus der Großkonzerne, die systematische Vernichtung von Nahrungsressourcen und die Vorteile einer organischen Landwirtschaft.
profil: Die Wirtschaftskrise und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko haben zuletzt andere große Themen wie den Klimawandel in den Hintergrund gedrängt. In welchem Zustand ist unsere Welt?
Shiva: Die Erde sowie die sozioökonomischen Strukturen, die wir geschaffen haben, sind in einem katastrophalen Zustand. Aber jene, die aus diesen nicht funktionierenden Strukturen enormen privaten Profit ziehen, wollen mit ihren Geschäften wie eh und je fortfahren. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass wir etwas ändern müssen.
profil: Was müsste sich ändern?
Shiva: Wir benötigen einen Paradigmenwechsel im Denken, einen Wandel im Wirtschaftssystem, besonders in der Art, wie wir produzieren und konsumieren, sowie einen politischen Wandel bei der Entscheidungsfindung. Die vom System Privilegierten haben aber kein Interesse an Änderungen. Deshalb müssen sich jene, die die Kosten und Risiken tragen, erheben, um neue Paradigmen zu schaffen.
profil: Sie wurden für Ihr Engagement für Frauen, Entwicklungspolitik und Umwelt vielfach ausgezeichnet. Eigentlich hätten Sie nach Ihrem Doktorstudium in Kanada eine wissenschaftliche Karriere als Quantenphysikerin einschlagen sollen. Warum sind Sie stattdessen auf die Farm Ihrer Eltern am Fuße des Himalaya zurückgekehrt?
Shiva: Physik habe ich studiert, weil mich die Materie sehr interessiert. Ich bin nach Indien zurückgekommen, weil ich von der schönen Landschaft meiner Heimat geprägt wurde. Man kann sein Hirn auf drei Arten nützen. Die Beherrscher nützen es, um zu zerstören, deshalb befinden wir uns nun in einer so heftigen Krise. Der zweite Weg ist, Intelligenz für sich selbst zu nutzen. Und der dritte Weg ist, Intelligenz für die Gesellschaft und den Schutz der Umwelt zu nutzen. Ich habe damals gesehen, wie die Flüsse und Wälder in meiner Heimat vor meinen Augen verschwanden.
profil: Weil große Konzerne das Holz wollten?
Shiva: Die Abholzung von Wäldern durch Unternehmen war eine der wichtigsten Einnahmequellen für den indischen Staat. Die Frauen meiner Region wehrten sich in den siebziger Jahren in der so genannten Chipko-Bewegung gegen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Ich war damals eine freiwillige Helferin. Wir erreichten damit einen Paradigmenwechsel: Der wichtigste Wert eines Waldes ist nicht sein Holz, sondern dass er Erde und Wasser hält und für saubere Luft sorgt. Heute folgt unsere nationale Politik dem, was wir Frauen damals forderten, und nicht den Wünschen der Holzfäller.
profil: Die Chipko-Bewegung war der Auslöser für Ihr Umweltengagement?
Shiva: Sie war meine Universität für Ökologie.
profil: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft und die Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln?
Shiva: Zu diesem Thema hört man sehr wenig. In meinem Buch „Soil Not Oil“ habe ich versucht, die Zusammenhänge zu zeigen. Klar ist, dass es bei einer Dürre, einem Wirbelsturm oder einer Flut keine Ernte gibt. Ein stabiles Klima ist sehr wichtig für die Landwirtschaft und die Nahrungssicherheit. Es gibt aber noch einen Zusammenhang, nämlich die Tatsache, dass das aktuelle Modell einer industrialisierten, globalisierten Landwirtschaft auch stark zur Klimaerwärmung beiträgt.
profil: Wie geschieht dies?
Shiva: Faktoren sind dabei die fossilen Treibstoffe in der Landwirtschaft und der starke Bedarf an Erdölprodukten in der Düngemittelproduktion. Aber auch die Emissionen des zweitwichtigsten vom Menschen verursachten Treibhausgases Distickstoffoxid durch mineralische Dünger – ein Gas, das 300-mal schädlicher als CO2 ist – sowie der beträchtliche Verbrauch fossiler Treibstoffe auf den langen Transportwegen, die wir „Food Miles“ nennen, zählen dazu. Riesige Mengen an agrarischen Produkten werden unnötigerweise um die Welt geschickt. Es ist in Ordnung, Produkte zu importieren, die im eigenen Land nicht wachsen. Aber es ist Wahnsinn, das an Weizen reiche Land Indien zu zwingen, Weizen zu importieren und so seine Bauern zu zerstören.
profil: Schuld an der ökologischen und sozialen Misere ist der Welthandel?
Shiva: Ein meiner Ansicht nach absolut verrücktes Beispiel ist die Zerstörung der lokalen Produktion von Pflanzenölen in Indien. Diese erfolgte 1998 vorsätzlich durch die Soja-Lobby. Indien war zuvor eines der in seiner Vielfalt an Ölpflanzen reichsten Länder. Dann wurden wir gezwungen, Sojaöl zu importieren. Die Leute wollten es nicht, aber die Preise für lokale Ölprodukte kletterten nach oben, und Sojaöl wurde mit 190 Dollar pro Tonne subventioniert. Noch dazu wird zur Produktion der Regenwald im Amazonas vernichtet. Diese Landnahmen tragen allein 18 Prozent zum Klimawandel bei. Wenn man alle Faktoren berücksichtigt, ist die industrialisierte, globalisierte Landwirtschaft für 40 Prozent des Klimawandels verantwortlich.
profil: Und Ihrer Meinung nach auch für den Welthunger?
Shiva: Es ist absolut klar, dass dieses industrialisierte, globalisierte System die Wurzel für den Welthunger ist. Eine Milliarde Menschen ist hungrig auf unserem Planten, wovon die Hälfte selbst Lebensmittel herstellt. Wie kommt es nun, dass sie nicht ihre eigenen Lebensmittel essen? Sie produzieren sie mit kostspieligen Methoden und externen Mitteln, sodass sie alles verkaufen müssen, um die dafür erforderlichen Kredite zurückzahlen zu können. Sie bauen Reis an, den sie selbst nicht essen. Der zweite Punkt sind die Monokulturen und das genetisch veränderte Saatgut.
profil: Durch die grüne Revolution sollte doch gerade dieses Problem gelöst werden?
Shiva: Die großen Monokulturen führen in Wirklichkeit zu einer Verarmung der Ernährung. Statt der 8500 Kulturpflanzen, die wir als Menschen gewohnt waren zu essen, leben wir jetzt mit acht Standardsorten. Je stärker man aber die Biodiversität in der Region verringert, um so geringer ist der Nährwert der Nahrung. Ohne die einst üblichen Grünpflanzen auf den Äckern der Bauern leiden Frauen am Land an Anämie und Kinder an Vitamin-C-Mangel. Ohne Hülsenfrüchte mangelt es an Proteinen. Und ohne Ölfrüchte in der Ernährung ist man nicht fähig, die Nahrung richtig aufzunehmen. Wenn der globale Nahrungsmittelhandel von nur fünf großen Agrokonzernen kontrolliert wird, welche die Regeln der World Trade Organization bestimmen und noch dazu 400 Milliarden Dollar Fördermittel von den reichen Staaten kassieren, können sie auch alles, was teuer produziert wurde, billig am Weltmarkt verkaufen. Mit diesen Dumpingpreisen rauben sie in Entwicklungsländern den lokalen Kommunen ihre Lebensgrundlage. Dieses komplexe System produziert Hunger und verstärkt gleichzeitig den Klimawandel.
profil: Indien gilt als eine der am schnellsten wachsenden Ökonomien der Welt. Trotzdem lebt rund ein Drittel der Bevölkerung in Armut, und viele fliehen vom Land in die Städte. Warum ist in Indien kein Leben am Land möglich?
Shiva: Indien ist eines der anschaulichsten Beispiele für Widersprüche unserer Zeit. Es wird immer behauptet, Indien hätte von der Globalisierung profitiert. Aber nur eine Handvoll unmoralischer, gieriger und korrupter Individuen hat profitiert, die mit illegalen Mitteln der Bevölkerung das Land und ihre Lebensgrundlage rauben. In dem alten System von Indien, in dem die Wirtschaft staatlich kontrolliert war, waren die heute dominierenden Unternehmerfamilien zwar wohlhabend, nun aber kontrollieren sie ein Drittel des gesamten indischen Reichtums. Sie haben dies erreicht, indem sie sich Land genommen und den öffentlichen Sektor privatisiert haben. Die meisten Inder, die das Land verlassen, machen es nicht, weil die Städte so einladend sind. Das Geheimnis des indischen Glanzes ist der Krieg gegen das indische Volk und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen.
profil: Es ziehen aber nicht alle weg?
Shiva: Auch jene, die nicht vertrieben worden sind und als Bauern arbeiten, haben Probleme, sich selbst zu ernähren. Dies geschieht, wenn der Welthandel zulässt, dass der Saatguthersteller Monsanto ein Monopol auf Saatgut und der Mischkonzern Cargill eines im Baumwollhandel hat. Monsanto verkauft in Indien genetisch modifizierte Baumwollsaat. Dadurch ist der Preis von sieben Rupien auf 1700 Rupien pro Kilo gestiegen. Aber diese Saat verhindert nicht die Schädlinge, für die sie eigentlich benötigt wird. Es kam neues Ungeziefer, und der Einsatz von Pestiziden musste auf das 13-Fache erhöht werden. Die Kombination von teurem Saatgut und Herbiziden hat die Bauern in große Schulden getrieben. Wenn die Unternehmen dann kommen, um das Land zu beschlagnahmen, begehen viele Bauern Selbstmord. In Indien haben schon 200.000 Bauern wegen der Ausweglosigkeit Selbstmord begangen.
profil: Sie haben in den achtziger Jahren die Organisation „Navdanya“ gegründet, um Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern. Wie kam es dazu?
Shiva: Es ging zuerst nur um den Schutz des heimischen Saatguts. 1987 habe ich auf einer Konferenz gehört, dass Ende des Jahrhunderts fünf Unternehmen die Landwirtschaft kontrollieren werden. Die Werkzeuge dazu sollten die Gentechnologie und die Patentierung sein, um so die Profite zu schützen. Gegen diese Diktatur über das Leben wollte ich etwas unternehmen. Deswegen wollte ich Saatgut, das nicht patentiert, genetisch modifiziert und im Eigentum der Unternehmen ist, schützen. Und wir kämpfen gegen Biopiraterie. Es wird verstärkt das Wissen anderer Kulturen patentiert. Ich habe nun schon eine Liste mit 5000 Biopiraterie-Patenten. Jene, die stehlen, behaupten, Erfinder zu sein. Einige Prozesse haben wir aber schon gewonnen.
profil: Sie haben auch in Österreich die Anti-Gentechnologie-Bewegung unterstützt.
Shiva: Ich war vor langer Zeit hier, um die Kampagne gegen Gentechnologie zu lancieren. Kürzlich bin ich wieder hier gewesen, da es eine sehr starke Bewegung in Westösterreich und Süddeutschland gibt, die sich „Zivil Courage“ nennt. Wie unsere Bewegung in Indien konnten die Bauern in Bayern die Politik ändern. Ich habe auch mit den Landesregierungen in Österreich kooperiert.
profil: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Shiva: Ich fahre fort mit meiner Arbeit zu Saatgut, und ich fahre fort, Konzerne wie Monsanto herauszufordern und die organische Landwirtschaft zu bewerben. Ich hoffe, dass in den nächsten fünf Jahren die organische Landwirtschaft die Option für kleine Bauern wird. Was mich sehr besorgt, sind die Landkriege. Ich verwende viel Zeit, um Stämme und Bauern zu unterstützen, um sie gegen den Landraub zu unterstützen. Die alte Idee der „Mutter Erde“ wäre für den nötigen Paradigmenwechsel sehr wichtig. Wir müssen erkennen, dass es nicht nur um Ressourcen geht, dass genug eben genug ist und wir mit weniger leben müssen.
profil: Kann man mit organischer Landwirtschaft die Welt ernähren?
Shiva: Das ist in Wahrheit der einzige Weg, um die Welt zu ernähren. Alle unsere Arbeiten haben gezeigt, dass kleine Farmen mehr als große produzieren, dass biodiverse Farmen mehr als Monokulturen produzieren, dass organische Landwirtschaft mehr als industrielle Landwirtschaft produziert, wenn man die Beurteilung ehrlich macht.
Interview: Alfred Bankhamer
Vandana Shiva, 58, wurde in Indien geboren, studierte in Kanada Quantenphysik und entschied sich danach, sich für die Umwelt, Bürgerrechte und Frauen einzusetzen. Für ihr Engagement erhielt sie 1993 den Alternativen Nobelpreis. 2002 wurde Shiva vom „Time Magazine“ für ihren Kampf gegen die Privatisierung des Saatguts zu den fünf „Heroes for the Green Century“ gewählt. Im Vorjahr bekam sie in Österreich den „Save the World Award“ und heuer den „Sydney Peace Prize“. Sie hat zahlreiche Bücher verfasst und die Organisation „Navdanya“ gegründet, um die Biodiversität, Biolandwirtschaft und die Rechte der Bauern zu fördern sowie Forschungsarbeiten durchzuführen.
http://www.profil.at/articles/1038/560/278259/die-welt-zustand